Freitag, 28. August 2009

Qualität hat ihren Preis

Eine Hochzeitskundin hat mir gerade angerufen, mir zu sagen, daß sie meine Organist-Dienste nicht mehr brauchen würde, denn sie hatte entschieden, daß sie eine Musiker aus der Familie veranlassen würde, die Musik zu tun. Und die Begründung? Sie will Geld sparen. Und das ist nicht das erste Mal in dieser Saison, daß das mir passiert ist--und ich bezweifle, daß ich der einzige Musiker bin, der eine Absage dieser Art gekriegt hat.

In dieser schwere Wirtschaftszeit kann ich verstehen, wie einige Leute denken können, daß es eine bessere Alternative sei, jemanden zu veranlassen, einen Gig kostenlos zu tun. Aber die Einstellung der Musiker mit dieser Begründung ist gleich wie die Einstellung eines Azubi-Klempners und nicht eines Profis, einen lecken Hahn zu reparieren--man bekommt eben nur das, wofür man bezahlt. Wie ich in meinem Eintrag von Mai 2008 angeführt habe, haben die Amateurmusiker generell keine Zeit, ihre Kunst zu einem Niveau eines Profis ausbilden, denn wenn sie nicht Geld mit dem Musikspielen machen wollen, müssen sie etwas anderes tun, um das Geld zu machen.

Nun, jener Eintrag war über die Vorteile der Entstellung eines Profis im Gegensatz zu der Entstellung eines Menschen, der weniger erfahren ist, aber einige Leute denken, daß sie nicht einen Berufsmusiker den Preis bezahlen sollen, den er angibt, weil sie denken, daß der Preis zu hoch ist. Ich erlaube mir, anderer Meinung zu sein. Es ist nicht nur die Vorstellung, dafür man bezahlt--es gibt viele Faktoren, die in den Preis eines Musikers geht, und darum schreibe ich diesen Eintrag.

Ich glaube, daß wir, als Gemeinschaft, so bedingt geworden sind, uns an den Aufnahmen zu klammern, daß wir eine Tendenz haben, zu vergessen, daß es eine Zeit gab, in der die Aufnahmentechnologie noch nicht erfunden war. In jener Zeit, wenn man Musik im Haus wollte, und es gab niemanden im Haus, der ein Instrument studierte, müßte man reich genug sein, um ein eigenes Ensemble einzustellen. Dann kamen analoge Walze- und Plattenaufnahmensysteme, und dann gingen Musiker auf, „Ey, wir müssen nicht in einem bestimmten Ort sein--doch kann unsere Musik dort noch gehört werden!“ Daher der Grund, warum die heutige Musiker Zeter und Mordio schreien, wenn die Leute ihre Musik mit Peer-to-Peer-Netzwerke wie Kazaa oder eMule oder Limewire illegal downloaden: eine Aufnahme vertritt eine Nachbildung der musikalischen Dienste eines Künstlers. Und ich denke, daß wir, als Gemeinschaft, vergessen haben, was Musik wahrlich wert ist.

Sieh einige der bekannten Musiker wie Britney Spears oder Herbert Grönemeyer an. Weißt du, wieviel Geld sie dir verlangen würden, einen privaten Gig an deinem Haus zu spielen? Das stimmt--du würdest wahrscheinlich eine Hypothek an deinem Haus aufnehmen, um dich ihre Dienste zu leisten, schlicht und einfach, weil sie so bekannt sind. Also macht es viel mehr ökonomischen Sinn, sie bei einem Konzert zu besuchen, wenn sie in deine Stadt kommen. Dennoch kannst du dich fragen, warum ihre Ticketpreise einen Tendenz haben, so hoch zu sein. Die Antwort ist einfach. Der Ticketpreis hilft, nicht nur die Dienste dieser Popstars zu decken, sondern auch aller Leute, die hinter den Kulissen arbeiten: die Hintergrundtänzer, die Choreographen, die Beleuchter, die Stagehands, die Showsicherheit und so weiter. Der Preis deckt auch die gigspezifische Logistik. Zum Beispiel: Wenn eine Show Pyrotechnik vorsieht, dann kann die Stagehands die Dienste eines Brandsicherheitsinspektors erwerben müssen, und also würde ein Teil des Ticketpreises für seiner Gebühr verwendet werden. Keine dieser Hintergrundleute würden da sein, wenn sie nicht bezahlt würden, und wenn sie nicht da sein würden, würde es gar keine Show geben. Und dann gibt’s noch dazu Transport- und Wohnkosten--nicht nur für den Popstar, sondern auch für die Hintergrundleute, und also soll ein Teil des Ticketpreises auch für diese Kosten verwendet werden.

Nun, sieh uns Berufmusiker an, die entweder anstreben, nach einer solchen Karriereniveau zu gehen aber sind noch nicht da, oder entscheiden, nach einer bestimmten Niveau zu gehen und dann da zu bleiben. Gleich wie unsere bessere bekannten Ansprechpartner, erbringen wir eine Leistung. Wir bringen dir unseres jahrelanges Training und innerbetriebliche Erfahrung. Wir bringen dir das Resultat zahlloser Stunde, die wir auf der Vorbereitung des Materials verwenden, das wir dir präsentieren--die Vorstellung, die du auf der Bühne siehst, „passiert“ gar nicht einfach magisch. Zum Beispiel kann man nicht erwarten, daß eine begabte Sängerin eine Band auf die Beine stelle und mit ihr, gleich am nächsten Tag, eine Vierzigsongshow spiele, die das Publikum verzaubern würde. Wir bringen dir auch unser Geschäftskönnen, weil das genau ist, was wir sind: ein Unternehmen. Für jeden Künstler, für den Klatsch auf allen Titelseiten der Boulevardpresse prangt, gibt’s Tausende, die auch versuchen, ihre eigene Auskommen zu haben, und die unterschiedliche Niveaus Strebung haben, wie fern mit ihre Karrieren gehen wollen.

Als Unternehmen müssen wir Musiker unsere Einkommen und Kosten nachgehen, sodaß wir sie in richtiger Art und Wiese berichten können, wenn wir unsere Steuererklärungen abgeben. Nicht alle Berufsmusiker haben das Budget, einen Manager oder Buchhalter einzustellen, sie diese Arbeit zu erledigen. Von Zeit zu Zeit müssen wir auch Handwerkszeug kaufen oder mieten--Sachen wie Instrumenten, PA-Ausrüstung, Beleuchtungsausrüstung, Mikrofone, Kabel, Noten, Notenpulte und so weiter. Hier auch sind Transportkosten involviert, besonders wenn ein Gig stadtauswärts ist. Manchmal müssen Musiker Sonderkleidung für gewissen Gigs kaufen.

Dann gibt’s die dauernde Kosten für das Werbematerial. Zum Beispiel: Wir wollen, daß gewisse Leute uns einstellen, und um sie an das zu interessieren, müssen wir Promo-Kits produzieren, damit sie unsere Musik hören können werden. Diese Produktion bedeutet die Produktion eines Promo-CDs, einer beruflich gedrehten Großformatfoto, und eines gut geschriebenen Fazits. All das kostet Zeit und Geld. Wie ist es mit den Werbeposter für einen zukünftigen Gig? Der Fotographie oder dem Kunstwerk dafür? Den Druck- und Verteilungskosten? Einer Auflistung in den Gelben Seiten?

Und dieses Werbematerial muß so raffiniert wie möglich erschafft werden, im Rahmen des Budgets des Musikern. Der Grund dafür ist einfach: Der Musiker mißt sich nicht nur mit aller berühmten Künstler, die in den Fernsehshows oder bei einem regionalen Konzert gezeigt werden, sondern auch mit den unbekannten Anwärter, die versuchen, ihre Namen bekannt zu machen. Der Musiker muß etwas glitzernd tun, um die Leute, die ihn einstellen würden, ihn bemerken zu machen, und er muß es nur leistungsabhängig tun, außer wenn das Publikum weiß, daß er im Alleingang eine Menge lokale Gigs vorher getan hat. Wenn er nicht das Budget hat, glitzerndes Werbematerial zu erschaffen, ist er völlig aufgeschmissen.

Für einen Vereinigungsprofi gibt’s natürlich Kosten in Zusammenhang mit der American Federation of Musicians oder irgendeiner anderen Musikerverband. Es gibt alljährlich Abgaben, die um den Ortsverband variieren. Es gibt Arbeitsabgaben, die bezahlt werden müssen--ein gewisser Prozentsatz des Tarifteils des Einkommens des Musikern, ein Prozentsatz die um den Ortsverband und manchmal um den Gig variieren. Und nach dem Ortsverband muß der Musiker einen Pensionspreis verlangen (der ein gewisser Prozentsatz des Tarifteils des Einkommen--das ist auch ein Prozentsatz, der um den Ortsverband und manchmal um den Gig variieren wird), und diese Summe in einen Pensionsfonds absenden.

Dann gibt’s Verwaltungskosten wie zum Beispiel Büroartikel, Ablagesysteme, Verwaltungssoftware, Musikproduktionssoftware und so weiter. Wenn ein Musiker Material hat, die er will, daß andere Musiker lernen sollen, muß er CD-Rs oder Kassetten kaufen, um die situationsgerechte Kopien zu anfertigen. Wenn ein Musiker in Kanada wohnt und in den USA arbeiten will, oder vice versa, muß er ein Arbeitsvisum beantragen und beschaffen (für die AFM-Mitglieder ist es viel leichter, ein Arbeitsvisa zu beschaffen, als für die Nichtmitglieder). Für kanadische Musiker, die in den USA arbeiten wollen, dauert dieser Fortgang vier Monate auf Kosten von US$320 pro Musiker, aber wenn ein Musiker eilig hat, kann ein Arbeitsvisum innerhalb von ein Monat beschleunigt werden auf Kosten von US$1,000 pro Musiker.

Ich könnte wie ein Wasserfall reden, aber du erfaßt den Sinn. Und das ist nur der Geschäftsteil der Kosten. Plötzlich scheinen die Preise, die ein Vereinigungsprofi nennen würden, nach allem nicht allzu hoch zu sein, oder?

Also, wenn wir dir einen Preis nennen, und du denkst, daß er hoch ist, versuchen wir nicht, gierig zu sein. Wir versuchen, fair und gleichzeitig konkurrierend zu sein. Ich spiele Hochzeiten beruflich seit etwa zwanzig Jahre, und daher denke ich, das der $150 pro Hochzeit, den ich nenne, weit mehr als fair ist, angesichts die Wirtschaftsfaktoren, die ich hier in großen Zügen umgerissen habe.

Vergiß nicht, es kann gut sein, daß einige von uns heutigen lokalen Musiker letztendlich die zukünftige weltbekannte Aufnahmenkünstler werden. Aber es ist schwer für uns, diesen Wert zu erreichen, geschweige denn unser lokale Auskommen haben, wenn wir nicht auf der gleichen Höhe unterstützt werden, auf der wir unterstützt werden sollen. Musik ist ein teueres Geschäft, das die Leute, die denken, daß sie kostenlos sein soll, gefährden--bis zu dem Punkt, wo es mag wohl sein, daß die Musikindustrie, wie wir sie kennen, jemals völlig sterben kann. Wer will zurück zu der musikalischen Logistik der 1850er Jahre gehen?